Der Titel „Forgotten Arias“ soll nicht irritieren, bei dieser Sammlung handelt es sich nicht um mühselig rekonstruierte Apokryphen des Thomaskantors. Vielmehr haben der niederländische Countertenor Maarten Engeltjes (ein Meisterschüler von Gesangslegende Michael Chance) und sein Ensemble PRJCT Amsterdam aus dem inkommensurablen Schatz der Kantaten solche Arien ausgewählt, die im Konzert- und Kirchenjahr-Alltag für gewöhnlich eher unterrepräsentiert sind.

So beispielsweise das (unter anderem wegen des begleitenden Dauer-Pizzicatos faszinierende) Hochgelobter Gottessohn aus der Kantate Bleib bei uns, denn es will Abend werden BWV 6 oder das liebliche Wo zwei und drei versammelt sind aus Am Abend aber desselbigen Sabbats BWV 42. Engeltjes steht damit in der glorreichen niederländischen Bach-Tradition, die von Koryphäen wie zuletzt Gustav Leonhardt und Ton Koopman geprägt wurde. Oder wie sein Lehrer, Michael Chance, es ausdrückte: „Bach wurde in den Niederlanden geboren, er wusste es nur nicht.“